Ich möchte mich herzlich bei iviz bedanken für seine Einladung an mich, als Gastschreiber für 1er-bmw-info.de aufzutreten, und als ersten Beitrag von einem meiner schönsten Auto-Erlebnisse 2006 berichten: der Nissan 350Z Probefahrt.
Wenn man heute an Nissan denkt fallen einem eher großräumige Pick-Ups, Geländewagen und ‚reasonably priced‘ Kleinwagen ein. Und die sind leider alles andere als sportlich. Nissan gedachten jedoch vor geraumer Zeit ihren sportlichen Wurzeln, und siehe da: der 350Z wurde geschaffen. Als Nachfolger des legendären Datsun 240Z, Nissan 280ZX und des bis 2000 gebauten 300ZX, sollte der 350Z der Marke Nissan wieder Aufschwung verschaffen.
Das Design hat es mir gleich von Anfang an angetan, die Form des Wagens und der massvie Kühlergrill machen nicht nur Männerherzen schwach, und so begab es sich dass ich dem Allradzentrum Wiener Neustadt eine kurze eMail schrieb, in dem ich mein Interesse an einer 350Z-Probefahrt bekundete. Kurz darauf hatte ich den Termin und freute mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten.
Sonniger Samstagvormittag im Juli, Temperaturen so um die 20°C, ein perfekter Tag. Rein zum Händler, den ersten Verkäfer geschnappt, ‚Guten Tag, meine Name ist Christian L., ich hab eine 305Z Probefahrt ausgemacht‘, der schlägt mit mir ein, wie wenn wir uns schon ewig kennen würden, sagt ‚einen kleinen Moment, ich muss nur schnell die Unterlagen holen‘. 10 Minuten später bin ich beim Auto draußen, kurze Erklärung und vor dem Start noch die Anweisung „und bitte nicht das ESP abschalten, sonst steigt uns die Kaskoversicherung aus“. Also rein in den Wagen, den schwarzen Lederhalbschalensitz in Position gebracht, die Spiegel eingerichtet, angeschnallt, Freundin auf Beifahrersitz, auch angeschnallt, Bose-Audiosyste getuned. Schlüssel rein – Drehung – Start des 6zylinders. Ich fühle wie ich eine Gänsehaut bekomme, und das liegt sicher nicht an der Klimaautomatik.
Gaaanz langsam aus dem Parkplatz raus auf die Bundesstraße. Im Ortsgebiet kurz aufs Gas – und gleich wieder runter – der Führerschein soll noch länger halten, und sofort verstanden warum ESP eingeschalten lassen sein soll – der Wagen will sofort quer. Ich schaffe es raus aus dem Ort und ab geht es auf die Bergteststrecke. Beschleunige kurz mal rauf auf 160, runterfallen lassen auf 80. Dann in den sechsten Gang geschalten und bei 80 voll rein, der Wagen zieht noch immer enorm an, 280 PS sind halt 280 PS. Die Serpentinen frisst der Wagen wie nichts, genauso wie das Fahrwerk die Schlaglöcher, aber sportlich ist halt sportlich und wenn der ganze Wagen springt is das wie in der DTM – macht Spass und sieht gut aus. Ein Schlechter der da über Komfort nachdenkt, denn: Chiropraktiker sind ein lobenswerter Berufsstand.
Zwischendurch ein kurzer Blick auf die Tanknadel – sie fällt wie der DowJones nach 9/11 – wo gehobelt wird fallen Späne, und bei einem Anschaffungswert von rund 40.000€ dürfen Nebensächlichkeiten wie der Spritpreis weder stören noch isn Gewicht fallen.
Was ich besonders liebe: alle gucken einem nach, Mütter mit Twingos, Väter mit Zafiras, 18jährige in ihren 3er Golf GTi Beulen, und was noch schöner ist: du verheizt sie alle. Landstraße 100, runterschalten in den 2ten, und drehen lassen, das überholte Auto wirkt wie wenn es eine Vollbremsung hinlegen würde oder gar steht. Nochmal auf den Tacho geblickt, kurz Angst bekommen und im vierten Gang wieder zur Vernunft gekommen. Die Schaltbox ist einfach herrlich, die Schaltwege kurz, der Schalthebel noch kürzer und die sechs Gänge rutschen einer nach dem anderen rein, wer möchte da noch Automatik fahren?
Nach einer Stunde wieder zurück im Ort, Fahrerwechsel – meine Freundin darf auch mal fahren, davor noch um 10€ draufgetankt. Und wie ich so um das Auto herum gehe, hör ich das sanfte Blubbern des V6 aus den beiden Endrohren. Ein angenehmes Brodeln, das beim Gasgeben dann in ein brutales Fauchen ausartet. Freundin richtet sich ein, Sitze, Spiegel, Lenkrad, dann gehts los. Ich sag nur „steig mal drauf“, und wir heizen dahin, 90° Kurve, gut angebremst, durch,
und voll raus. Die Brembos beissen zu wie ein Goldhamster im Blutrausch, die 18-Zoll Rays-Felgen mit der
exzellenten Bereifung sorgen für Traktion, und, für das gute Gefühl auf der Straße zu bleiben.
Nach 1.5h zurück zum Händler, eingeparkt, ausgestiegen. Sofort eine Zigarette angemacht, meine Hände zittern, sind
leicht feucht. Meine Knie sind weich – der Wagen ist wie meine Suzuki Bandit, jedoch wetterfester, komfortabler und mit den icht zuverachtenden Möglichkeit jederzeit bremsen zu können ausgestattet.
Der Händler kommt uns entgegen und bevor er fragen kann wie es mir gefallen hat kontere ich schon mit „WAHNSINN, der WAHNSINN“. Er „ich nehme an es hat Ihnen gefallen?“ Kurz ein Angebot überlegt, dann verabschiedet. Beim Nachhausefahren noch gewundert warum 2 Zylinder mehr so einen Unterschied machen. Und dann doch beschlossen den 305Z nicht zu nehmen, einfach nicht alltagstauglich. Der Kofferraum hat die Größe eines duchrschnittlichen Handschuhfachs, also nix mit Einkaufen und/oder Urlaubsgepäck. Und der österreichische Staat kommt uns aus steuerlicher Sicht kein Stück entgegen, Versicherung kommt dann auch noch dazu.
Ab dieser Probefahrt war klar: ein Heckantrieb muss her. Dann bin ich mit dem 1er probegefahren. Und habe mich verliebt.