Zwei Wochen, 1000 Kilometer, atemberaubende Landschaften und eine Vielzahl an Eindrücken – unser Portugal-Urlaub war ein unvergessliches Erlebnis. Begleitet hat uns der Mercedes GLE 300d, ein Fahrzeug, das für lange Strecken und Abenteuer gemacht zu sein scheint. Doch wie hat sich der SUV auf den kurvigen Straßen und in den kleinen Städtchen Portugals wirklich geschlagen?
Die positiven Aspekte: Komfort und Praktikabilität im Fokus
Bequeme Federung und niedriges Geräuschkulisse im Innenraum sind positive Aspekte des Mercedes. Egal, ob auf der Autobahn oder auf holprigen Landstraßen: Die Federung des GLE 300d überzeugte auf ganzer Linie. Das Fahrwerk bügelte Unebenheiten souverän aus, was vor allem auf den langen Etappen unseren Rücken zugutekam. Selbst auf Kopfsteinpflaster war der Fahrkomfort bemerkenswert. Komfort wird hier also geboten
Der ordentliche Tank und niedrige Verbrauch resultieren in einer ordentliche Reichweite. Mit einer Tankfüllung kamen wir problemlos über 800 Kilometer weit – ein echter Pluspunkt bei einem Roadtrip. Gerade in ländlichen Gegenden, wo Tankstellen nicht immer direkt um die Ecke sind, hat sich die Effizienz des 4-Zylinder Diesels bewährt.
Der GLE schafft Raum für viel Gepäck. Für 4 Personen, waren 3 grosse Koffer, 3 Handgepäck und diverse Rucksäcke kein Problem für den üppigen Ladenraum. Auch im Innenraum hatten wir mehr als genug Platz, um uns auf langen Fahrten wohlzufühlen. Nutzen man aber die 7 Sitz Option, dann bleibt nicht viel Platz für Gepäck.
Positiv im Vergleich zu früheren Mercedes Fahrzeugen (ich erinnre an meine Frustration mit einer gebieten E-Klasse vor ein paar Jahren) viel das Entertainment auf. Android Auto und das Infotainment-System harmonierte perfekt mit meinem Pixel6a und dem iPhone meiner Frau. Navigation, Musik-Streaming und Telefonie funktionierten reibungslos. Soundqualität der Stereoanlage überzeugt ebenfalls und bestärkt den Langstreckencharakter des GLE nochmals.
Doch wo Licht ist ist auch Schatten: Performance, Kurvenlage und Navi
Der Mild-Hybrid 4-Zylinder ist sparsam, aber auch lahm. Mit um die 7 Sekunden von Null auf Hundert und noch schlechteren 80 auf 120km/h Durchzugswerten kommt kein Spass auf. Das kann man nun dem Motor nicht wirklich alleine ankreiden. Immerhin wuchtet das System je nach Modelljahr um die 280 PS und 550Nm Drehmoment ins Getriebe. Doch bei 2.3 Tonnen Leergewicht, 4 Personen und Gepäck reicht das einfach nicht aus.
Das Gewicht und der hohe Aufbau vermiesen die Kurvenlage.
Auf den kurvigen Straßen der Algarve zeigte sich diese Schwäche sehr deutlich. In engen Kurven war ein deutliches Untersteuern zu spüren und das Wanken bei Lastwechseln in schnellen Kurvenkombinationen trübt das Vertrauen ins Fahrverhalten des GLE. Dieser ist für lange gerade Strassen gebaut, wird ja auch in den USA gebaut und dort passt er sehr gut hin!
Wo Android Auto & Apple CarPlay brillieren, zeigt das Mercedes eigene Navi deutliche Schwächen in der Bedienung & Zuverlässigkeit. Die Eingabe von Adressen ist umständlich, und die Bedienung über den Touchpad-Controller wirkte unnötig kompliziert. Man kann ja auf dem Bildschirm rumdrücken, was aber auch nicht sonderlich zuverlässig funktionierte. Zum Ziel fand der GLE übrigens auch nicht immer so zuverlässig wie das Google Maps stets hinbekommen hat. Zum Glück war Android Auto eine zuverlässige Alternative.
Grösster negativ Punkt die unglaubliche Übergriffigkeit der Assistenzsysteme. Die Vielzahl an Assistenzsystemen sorgte zwar für Sicherheit, war aber oft einfach zu viel des Guten. Ständiges Piepen und Warnmeldungen, selbst in harmlosen Situationen, wurden schnell anstrengend. Zumindest die nervigen EU-Tempo Warner (Schilder erkennt der GLE so gut wie nie richtig) lässt sich mit einem langen Tastendruck am Lenkrad abschalten. Man kann weder ein noch aussteigen ohne von irgendwelchem Piepsen & Erinnerungen geplagt zu werden – selbst wenn man die ausschaltet, spätestens bei nächsten Neustart nach etwas Standzeit – alles wieder auf „Alarmstufe“. Auf engen Landstrassen verfallen Spurverlassenswarner, Halteassistent, Abstands- & Kollisionswarner in regelrechte Panikattacken… Mercedes, das geht besser – unser 530xd macht es vor, dort muss ich das nicht alles abschalten um zügig durch die Landschaft zu eilen.
Wohingegen der Abstandstempomat und Spurhalteassistent auf der Autobahn sehr gut funktionieren – hier ist Mercedes auf sehr hohem Niveau unterwegs.
Wofür Mercedes nix kann, sondern SIXT Portugal, war das extrem schlecht gewartete Fahrzeug. Nicht nur durften wir nach wenigen Kilometern AddBlue nachfüllen. Findet mal AddBlue in Süd Portugal – es brauchte 4 Tankstellen & 3 Supermärkte, bis sich ein Kanister fand. Auch waren alle Reifen mit deutlich zu wenig Luft gefüllt, so dass schon nach wenigen Kilometern die Warnleuchte aufblinkten. Doch dem nicht genug, nicht nur waren alle 4 Reifen deutlich unter Werksangabe gefüllt, der hinter rechte Reifen verlor auch noch laufend Luft – so dass ich im Laufe der zwei Wochen täglich bei der lokalen Tankstelle Luft nachfassen durfte. Als Entschädigung von Sixt, gab es einen Voucher – für die Nächste Anmietung… danke aber auch.
So would you buy one?
Well, no…. Der Mercedes GLE 300d hat uns komfortabel durch Portugal begleitet und insbesondere bei Platzangebot und Langstreckentauglichkeit gepunktet. Allerdings hat er zu viele Schwächen für ein Fahrzeug das in der Region 100kCHF spielt. Das Fahrerlebnis gerade auf kurvigen und anspruchsvollen Straßen ist nicht gut. Die nervigen und unzuverlässigen Warn- und Assistenzsysteme trüben das Bild doch erheblich. Der 4-Zylinder ist für das Gewicht und die Grösse nicht ausreichend, gar nicht auszudenken, wenn man die Anhängerkupplung nutzen würde. In der Klasse würde ich mir Porsche Cayenne, Audi Q7 oder BMW X5 genauer anschauen, wenn nicht sogar bei Land Rover zumindest eine Probefahrt machen, bevor man beim Mercedes Händler etwas unterschreibt.
Kommentare von JR
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