Nein, ich habe nicht meinen GT3 nach Portugal gebracht… aber die AIA Racing School bietet geführte Kurse auf der (F1-)Strecke bei Portimão an. Die Verlockung einen GT3 relativ gefahrlos auf einer Rennstrecke bei gutem Wetter zu erfahren und noch mit einem Sicherheitstraining zu kombinieren, war riesig.
Unser Familienurlaub 2024 (Erfahrungsbericht zu unserem Mietwagen ist auch schon online) führte uns in den äusserten Südwesten der Algarve nach Sagres und da ist die Rennstrecke vom AiA nicht weit weg. Also habe ich vorab online ein GT3 Experience Paket gebucht. Dabei gestaltete sich die Buchung eher schwierig, da die Homepage der AIA mehr als eigenwillig ist und es brauchte einige Anläufe per E-Mail bis das richtige Paket mit dem richtigen Payment Link endlich gebucht war. Doch die Vorfreude war enorm, auch wenn mir nicht ganz klar war was genau mich erwarten würde. Bisher habe ich in meinem Leben ein klassisches ADAC Fahrsicherheitstraining (mit einem BMW) gemacht, ein Highspeed Sicherheitstraining (mit dem 997), ein TCS Sportfahrertraining (mit dem Caterham) sowie ein ACS Rennstreckentraining in Dijon mit anschliessendem Trackday (mit dem Caterham) absolviert.
Zunächst ging es los mit den Formalitäten wie Verzichtserklärung und Einweisung bzgl. Sicherheit auf der Rennstrecke. Danach folgte Fahrtheorie mit dem Coach, der schon sehr sehr viele Runden auf der anspruchsvollen Strecke verbracht hat. Seine eindringliche Warnung, die Mehrzahl der Kurven mit den Bremspunkten von Portimao sind nicht einsehbar, sollte man ernst nehmen und auf seine Tipps & Tricks hören. Mit vielen praktischen Beispielen wurden Lastwechsel und Brems- sowie Kurvenverhalten erläutert und an den unterschiedlichen Kurven der Strecke gemeinsam am Bildschirm erarbeitet.
Danach folgt die erste praktische Übung mit einem ziemlich abgeranzten und fertigen 718 Cayman S – fast jede Warnleuchte die es gibt war an. Der Coach versichert aber gelassen, alles normal! Die Fahrzeuge werden hart belastet und nahezu alle „normalen“ Systeme wie Reifendruckkontrolle & Co machen die ständige Belastung der Rennstrecke nicht mit. Nur die wirklich wichtigen Dinge – Bremsen, Fahrwerk und Lenkung sowie Motor & Getriebe – werden auf Top Zustand gehalten und regelmässig erneuert.
Die erste Aufgabe, vielen dürfte sie aus Fahrsicherheitstraining bekannt sein; Bremsen und Ausweichen vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis in Form von Wassersäulen. Der Coach macht einmal vor wie es geht und sitzt dann am Beifahrersitz. Es geht dreimal durch die Wassersäulen Pylonen, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und zu letzt mit maximaler Attacke und ESP – bis der Cayman sich fröhlich dreht. Es wird auch hier wieder deutlich, genauso wie schon bei meinen früheren Kursen, der Grenzbereich ist manchmal nur wenige km/h weg!
Danach geht es sofort weiter zum Handlingkurs. Richtige Blick-, Brems- & Lenktechnik stehen auf dem Programm. Der eng aufgezeichnete Kurs verlangt nach Präzision und wird gezeitet. Nach drei Versuchen ist der Coach zufrieden mit der gemessen Zeit. Das Material wird hierbei nicht geschont und mir wird langsam klar, was dieser arme Cayman jeden Tag durchmacht.
Vor der Mittagspause steht noch eine letzte Übung an – Driften auf der bewässerten Fläche. Hier gilt es den Cayman kontrolliert ausbrechen zu lassen und quer im Kreis zu fahren – für mich anspruchsvoll und will mit dem etwas störrischen PDK erst nach einigen Versuchen so halbwegs gelingen. (Es gehen weitere Warnlampen bzgl. Getriebetemperatur an!)
Dann ist erstmal eine Zwangspause angesagt, denn die AiA Racing School teilt sich die Strecke mit anderen Gästen. Der Eventmanager erklärt, dass die Strecke intensiv für Testfahrten, Trackdays und international Rennevents verwendet wird. (Offenbar organisiert AIA regelmässig auch grosse Firmenevents bei denen sogar Formel Fahrzeuge eingesetzt werden.) Als ich dort bin, sind gerade professionell organisierte Motorrad Trackdays mit der Firma RedLine aus GB sowie ein polnischer Anbieter von Motorrad Trackdays am Start. Die Bikes haben ein Höllen Tempo drauf und bringen die Wände mit den Auspuffgeräuschen zum vibrieren. Die Stimmung ist imposant und zugleich etwas beängstigend.
Doch irgendwann müssen auch die härtesten Motorradfahrer eine Pause machen, nun gehört die Strecke mir! Der Cayman S muss erneut ran und der Coach fährt eine Runde vor – er hat nicht zu viel versprochen, fast keine Kurve ist beim Bremspunkt einsehbar und auch Einlenkpunkte gilt es zu kennen und nicht zu erspähen, denn sonst ist es viel zu spät. Nun bin ich für 4 Runden dran.
Portimão gleicht einer Achterbahn aus Asphalt, es geht auf und ab, links und rechts. Laut dem Coach fällt es vielen Leute sehr schwer, die einzelnen Passage auseinander zu halten – kann ich gut nachvollziehen. Ich dachte zunächst 4 Runden, das doch viel zu wenig – nach 4 Runden brauche ich eine Pause.
Doch in der Boxengasse wartet das Highlight des Tages – der GT3 mit PDK – auf mich. Also kurzer Fahrzeugwechsel zum GT3. Es erfolgt die Ermahnung, in der erste Runde mit Vorsicht das Gelernte anzuwenden. Erneut erweist sich der Ratschlag als richtig… der GT3 explodiert förmlich zur ersten Kurve hin und im richtigen Gang gehalten, schnalzt der Asphalt die erste Aufwärts und Gegengerade entlang – Geschwindigkeit auf der Kuppe… deutlich höher als beim Cayman, gut dass bei dem GT3 zwar auch alle Warnlampe leuchten, aber die Bremsanlage funktioniert.
Mit vielen Tipps & Tricks bringt der Coach einen Stück für Stück weiter und korrigiert Fehler sofort – Instant Feedback sozusagen. Es folgen noch 3 Runden, die Lust auf mehr machen… das Autodrom im Süden von Portugal ist ein herrlicher Spielplatz für jeden der schnelles, spannendes Autofahren liebt.
Would you do it again?
… aber klar! Ja, das ganze ist ein teurer Spass – 1500 Euro für ein „kleines“ Fahrsicherheitstraining, 4 Runden 718 Cayman S und 4 Runden GT3 auf der Formel 1 Strecke von Portimão gemeinsam mit einem Coach. Gönnt man sich nicht jeden Tag, macht aber unheimlichen Spass. Wie mir der Coach am Ende noch berichtet, hat ein einzelner Kunde bei ihm in 2024 bereits 160 Runden mit dem GT3 für schlappe 25.000 Euro absolviert!
Bin mir sicher, die Rundenzeit lässt sich noch drücken ;-). Mal schauen wann ich nochmal an die Algarve komme.
Unten noch ein paar Eindrücke von der Strecke. Im Angebot findet sich auch noch ein Offroad Bereich sowie eine grosse Kartstrecke, die leider bei meinem Besuch für ein Meisterschaftsrennen belegt war. Insgesamt also wirklich ein grosser Spielplatz für Petrolheads 😉
Kommentare von JR
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